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Informationen zur CRS & HIPEC

Das Vorliegen einer Peritonealkarzinose ist im Vergleich zur viszeralen organbezogenen Metastasierung meist mit einer eingeschränkten Prognose verbunden. Da auch moderne systemische Chemotherapiekombinationen oft eine nur geringe Wirkung im Peritonealraum haben, stellt die Peritonealkarzinose häufig den konservativ kaum beeinflussbaren Endzustand der Tumorerkrankung dar.

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Mit der Technik der vollständigen operativen Tumorresektion (cytoreductive surgery – CRS) und der zusätzlichen hyperthermen intraoperativen intraperitonealen Chemotherapie (HIPEC) wurde ein Verfahren entwickelt, welches bei ausgewählten Patienten mit einer Peritonealkarzinose zu einer deutlichen Prognoseverbesserung führen kann.

Indikationen / Kontraindikationen

Die CRS & HIPEC stellt nur für ausgewählte Patienten mit einer Peritonealkarzinose eine sinnvolle Behandlungsoption dar.

Für folgende Tumorentitäten liegen Berichte erfolgreicher Behandlungen durch CRS & HIPEC vor: (detaillierte Daten finden Sie hier)

Welche Tumorentitäten sind für HIPEC geeignet?

  • Kolorektales Karzinom
  • Appendixkarzinom
  • Pseudomyxoma peritonei
  • Ovarialkarzinom
  • Magenkarzinom
  • Mesotheliom (abdominal)
  • Sarkomatose


In ausgewählten Fällen kann die HIPEC in palliativer Intention zur Reduktion von malignem Aszites angewendet werden.

Rationale der CRS

Nach Eröffnung des Abdominalraumes wird die genaue Tumorausdehnung durch Bestimmung des Peritonealkarzinoseindex (PCI) quantifiziert. Prognostisch günstig sind PCI-Werte <10, bei Werten >20 ist nur in Ausnahmefällen mit einer Prognoseverbesserung nach CRS zu rechnen.

Durch die möglichst vollständige Entfernung der sichtbaren intraperitonealen Tumormanifestationen mit gleichzeitiger Lösung aller intraperitonealer Verklebungen wird der Abdominalraum für die intraperitoneale Chemotherapie vorbereitet. Nicht resezierbare Tumorreste sollten dabei < 2-3 mm sein.

Anders als beim herkömmlichen Tumordebulking ist nicht die Tumorverkleinerung, sondern -beseitigung das operative Ziel und verlangt eine gänzliche andere Operationstechnik und setzt eine lange Lernkurve voraus, die an zertifizierten Zentren vorhanden ist.

Rationale der intraperitonealen Chemotherapie

Peritoneale Metastasen weisen in der Regel durch geringe Vaskularisierung ein schlechtes Ansprechen auf übliche intravenös verabreichte systemische Chemotherapeutika auf. Die lokale intraperitoneale Medikamentenapplikation kann deutlich höhere Konzentrationen an den Tumorzellen bei reduzierter unerwünschter systemischer Wirkung erzielen.

Durch Verwendung hydrophiler Chemotherapeutika kann ein hoher Wirkungsgradient entlang der peritonealen Grenzschicht mit hoher intraperitonealer Wirkstoffkonzentration erreicht werden.

Die effektive Gewebewirktiefe der Chemotherapeutika beschränkt sich dabei auf bis zu 3mm. Die vorbereitende CRS sollte daher keine größeren Tumormanifestationen belassen.

Rationale der Hyperthermie

Von Hyperthermie wird in diesem Zusammenhang bei Temperaturen über 41°C gesprochen. Üblicherweise liegt die intraabdominelle Zieltemperatur der HIPEC bei 42°C. In diesem Temperaturbereich sind bei ausreichender Expositionszeit bereits direkte Temperaturschäden einzelner isolierter oder oberflächlicher Zellen durch Proteindenaturierung möglich. Zudem führt die Temperaturerhöhung zu einer vermehrten Durchlässigkeit der Zellmembranen und damit zu einer verbesserten Chemotherapeutikaaufnahme im Tumorgewebe.

Einige Chemotherapeutika (z.B. Mitomycin C, Cisplatin, Doxorubicin, etc.) weisen bei Temperaturen von 41-42°C eine verbesserte Wirksamkeit auf. Diese Wirkungsverstärkung ist in der Regel zellzyklusunabhängig und bietet damit auch bei einmaliger Anwendung und Tumoren mit geringer Wachstumsfraktion gute Effekte.

Medikamente wie Doxorubicin werden unter hyperthermen Bedingungen schneller abgebaut und weisen daher eine verringerte systemische Wirkung auf.

Expertise, Tumorboard

Alle Fälle werden Fachspezialisten der Kliniken für Chirurgie, Hämatologie/Onkologie, Pathologie, Radiologie und interdisziplinäre Tumortherapie in einem speziellen Tumorboard des Comprehensive Cancer Center der Charité vorgestellt. Zusätzlich werden Kollegen zur fachspezifischen Tumortherapie (z.B. Gynäkologie) zu diesen Fallkonferenzen hinzugezogen. Jährlich werden etwa 200 für die Durchführung der CRS & HIPEC evaluiert.

In der Chirurgischen Klinik der Charité wird die CRS & HIPEC seit 2006 strukturiert durchgeführt.

Insgesamt blicken wir auf die Erfahrungen aus mehr als 200 derartigen Eingriffen zurück. Derzeit werden etwa 50 Patienten jährlich mit CRS & HIPEC behandelt.

Ambulanz / Weiterbehandlung / Nachsorge

Eine Anschlussheilbehandlung ist nach durchgeführter CRS & HIPEC in der Regel sinnvoll und wird noch während des stationären Aufenthaltes organisiert.

Für frühe poststationäre ambulante Behandlungen wie Wundkontrollen etc. stehen unsere spezielle onkochirurgische Spezialsprechstunde sowie die tägliche allgemeinchirurgische Sprechstunde zu Verfügung.

Gerade bei multimorbiden Patienten ist häufig eine passagere parenterale Zusatzernährung sinnvoll. Diese kann vollständig über unsere allgemeinchirurgische Sprechstunde organisiert werden. Nach Abschluss der CRS & HIPEC wird durch die interdisziplinäre Tumorkonferenz unseres Hauses nach erneuter Vorstellung aller Befunde eine Empfehlung zur weiteren spezifischen Tumortherapie erfolgen. Die Fortsetzung der adjuvanten oder palliativen Therapie erfolgt in üblicherweise durch den niedergelassenen Onkologen oder nach entsprechender Rücksprache in unserem Hause.

Die Patienten werden in der Regel zu regelmäßigen spezifischen Nachsorgeuntersuchungen (meist in 6monatigen Intervallen) in die onkochirurgische Spezialsprechstunde unserer Klinik einbestellt.